Anfang des Jahres machte Samsung mit seinem Projektor-Comeback in der Heimkino-Community von sich reden. Denn das Ultrakurzdistanz-Modell LSP9T (Test in audio-vision 2-2021) setzte als erster Beamer überhaupt auf ein echte Dreifarb-Laserlichtquelle. Nicht ohne Grund bekam er unsere „Innovations“-Auszeichnung.
Doch derartige Technik-Innovationen haben natürlich ihren Preis. Und der beträgt beim LSP9T 6.500 Euro, was ihn für viele Heimkino-Enthusiasten unerschwinglich machen dürfte. Dies war Samsung offenbar ebenfalls bewusst, weshalb sie ihm mit dem LSP7T einen kleinen Bruder zur Seite stellen. Der kostet mit 3.400 Euro nur etwas mehr als die Hälfte. Da stellt sich natürlich unweigerlich die Frage: Wo wurde der Rotstift angesetzt und wie schlägt sich der LSP7T gegenüber der meist ähnlich teuren Ultrakurzdistanz-Konkurrenz, die gerne auch als LaserTVs bezeichnet werden, am Markt? Die Antworten gibt unser Test.
Größerer Abstand
Wirklich überraschend ist die Tatsache, dass es äußerlich nur wenige Unterschiede gibt, der 7er gleicht dem 9er fast wie ein Ei dem anderen – und dennoch ist das Chassis keinesfalls dasselbe. Der LSP7T ist etwas kleiner und die Proportionen weichen ebenfalls dezent ab. Entscheidender für den Alltagsbetrieb: Das 7er-Modell benötigt für die bei LaserTVs typischen 100 bis 120 Zoll Bildgröße einen größeren Abstand von mindestens 30 Zentimetern bis Hinterkante Chassis. Zusammen mit der Gerätetiefe von rund 34 Zentimetern ergibt sich so eine Gesamttiefe von 64 Zentimetern. Im Vergleich zum LSP9T ist das zwar viel (siehe Kasten nächste Seite), für LaserTVs ist dies aber ein typischer Wert, der sich in den meisten Wohnzimmern durch ein leichtes Abrücken des Lowboards realisieren lässt. Bei größeren Bilddiagonalen kann dies aber unschön aussehen. Die Hybridlichtquelle aus Laser (Blau) und Phosphor (Rot und Grün) erzielt laut Hersteller 2.200 Lumen, was allzu große Bilddiagonalen ausschließt, wenn er gegen Fremdlicht anleuchten muss.
Wie beim großen Bruder ist man in Sachen „TV“ keine Kompromisse eingegangen. Integriert sind nicht nur TV-Tuner für Satellit, Kabel und Antenne, sondern auch das von den hauseigenen Fernsehern bekannte „Tizen“-Betriebssystem mit allen relevanten Streaming-Apps. Mit dem Internet wird das Gerät über Kabel (LAN) oder per Funk (WLAN) verbunden. Die Bedienung erfolgt über die praktische TV-Fernbedienung, die in ihrer geknickten Form beibehalten, für die LaserTVs aber in ein elegantes Weiß umgefärbt wurde.
Aufstellung und Bedienung
Hat der LaserTV erst einmal auf dem Lowboard Platz gefunden, so muss sein Bild in Geometrie und Schärfe an den Screen angepasst werden. Erfeu-licherweise wurde das System des großen Bruders komplett übernommen, was sich durch ein motorisiertes Objektiv und automatisch eingeblendete Testbilder auszeichnet. Lobenswert ist, dass es sich hierbei um nützliche Muster handelt, die nichts „verstecken“. Ebenfalls beibehalten wurde die aufwändige Geometriekorrektur, mit der man nicht nur die Bildränder anpassen, sondern auch Unebenheiten innerhalb des Bildes ausgleichen kann. Mit diesen Hilfsmitteln können auch Beamer-Neulinge den LSP7T schnell installieren und der Großbildspaß kann beginnen.
In der Bedienung macht der Samsung seiner Gattung „LaserTV“ alle Ehre, denn durch die Übernahme des Tizen-Betriebssystems steuert sich der LSP7T so komfortabel wie ein Samsung-Fernseher. Dies gilt auch für die Einstellungsparameter, denn auch dort wurde die Menüstruktur übernommen. Hier finden Kalibrierer alle Optionen, die man zur Korrektur der Farben und des Gammas braucht. Besonders lobenswert ist das „Color Management“, das mit einer eigenen RGB-Struktur arbeitet und so eine präzisere Abstimmung zulässt als die meisten Farbmanagements. Allerdings gibt es auch Anlass zur Kritik: Teilweise sind die Menüs zu verschachtelt und diverse Presets sind nicht selbsterklärend. Besonders vermisst haben wir eine Regelbarkeit der Laserhelligkeit, man kann den LSP7T nicht einfach für dunklere Räume dimmen, wie man das von der LaserTV-Konkurrenz kennt. Mit gut ist die Fernbedienung zu bewerten, die dank ihrer einfachen Struktur angenehm handlich ist und per Funk zuverlässig ihre Signale überträgt. Alles in allem trifft die Umschreibung „Großbild-TV“ das Nutzerlebnis, das der LSP7T vermittelt.
Licht und Farben
Ein TV muss hell und farbbeständig sein, in Zeiten von HDR und UHD-Premium mit originalem Kinofarbraum gilt dies umso mehr. Wie eingangs erwähnt, ist die Werksangabe mit 2.200 Lumen moderat, entscheidend ist aber ohnehin, wie viel Lumen bei korrekter Farbgebung bzw. nach einer Kalibrierung verbleiben. Wir haben nachgemessen und wurden positiv überrascht. Nur rund 70 Lumen verliert der Samsung gegenüber der Werksangabe und bietet mit 2.130 Lumen eine gute Helligkeit für Bildgrößen um 100 Zoll. Offiziell ist er bis 120 Zoll einsetzbar, aber bei dieser Größe sollte für eine ausreichende Abschattung gesorgt werden.
Nicht minder spannend ist die Frage, mit was für einem Farbraum der LSP7T diese Helligkeit verknüpfen kann. Nicht selten werden zugunsten der Helligkeit Defizite in Grün eingegangen. Doch auch diesbezüglich gibt es Entwarnung, denn obwohl der Farbraum um einiges kleiner ist als beim großen 9er-Bruder, wird eine gute Annäherung des Kinofarbraumes DCI P3 erreicht, hier liegt der Samsung auf dem Niveau vergleichbarer Modelle. Die Werkseinstellungen fallen erwartungsgemäß im „Filmmaker Modus“ in guten Toleranzen aus, die eine nachträgliche Kalibrierung nicht zwingend erforderlich machen.
Der Dynamikumfang von LaserTVs ist durch ihre Projektionstechnik naturgemäß geringer als bei normalen Fernsehern, zumal viele Modelle über kein Dimming verfügen, sondern rein „nativ“ arbeiten. Im Falle des LSP7T werkeln viele Farbmodi ebenfalls rein nativ mit einem Kontrastumfang von 1.500:1. Das ist für DLP-Projektoren ein derzeit gängiger Wert, der einen guten In-Bild-Kontrast zulässt, aber das Schwarz in dunklen Szenen leicht grau erscheinen lässt. Tatsächlich verfügt der LSP7T auch über ein dynamisches Laserdimming, das die Helligkeit in dunklen Szenen absenkt und so den Dynamikumfang steigert. Allerdings ist dieses Dimming nicht durch eine entsprechende Option abrufbar, sondern an den „nativen“ Farbraum geknüpft, auswählbar über das Color Management. Der logische Zusammenhang zwischen Farbraum und Dynamikumfang wird Samsungs Geheimnis bleiben und erschwert die Nutzung des dynamischen Dimmings, denn der native Farbraum erfordert für eine akkurate Farbdarstellung eine eigene Kalibrierung. Wer also in den Genuss eines besseren Schwarzwertes kommen möchte, kommt um eine Kalibrierung nicht herum. Dies ist umso ärgerlicher in Anbetracht der Tatsache, dass das Echtzeit-Dimming des LSP7T eine wirklich gute Leistung abliefert und den Dynamikumfang auf über 10.000:1 steigert, ohne dass Helligkeitspumpen zu sehr stört.
Bildschärfe & Detailabbildung
Die optische Schärfe des beim LSP7T verwendeten Objektives kann man schon bei der Installation aufgrund der internen Testbilder begutachten: Sie liegt auf einem guten Niveau mit einer sehr guten Abbildung im Bildzentrum und moderat geringem Abfall zu den Ecken hin. Auf optischer Ebene ist der LSP7T damit für die UHD-Auflösung geeignet, die allerdings auf Chip-Ebene nicht nativ, sondern per XPR2-Pixelshift erzeugt wird. Wie beim LSP9T wird die native Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixeln auf 3.840 x 2.160 skaliert. Durch die Überlappungen der Pixel wird zwar nicht dieselbe 4K-Reproduk-tion wie bei „echten“ 4K-Modellen von Sony und JVC erreicht, aber das Ergebnis reizt dennoch die Detail-darstellung des Standards weitgehend aus.
An dieser Stelle sei noch einmal angemerkt, dass dieser LaserTV nur für Größen von 100 bis 120 Zoll optimiert ist und hier die Unterschiede in der UHD-Auflösung nicht so stark ins Gewicht fallen wie bei Bildbreiten von über 3 Metern.
Da der LSP7T auch einen Großteil seiner Signalverarbeitung von den hauseigenen Fernsehern geerbt hat, ist eine leistungsfähige Zwischenbildberechnung an Bord, die (wieder einmal) verwirrenderweise im „Schärfe“-Menü versteckt wurde. Neben einem Auto-Modus, der bei Spielfilmen einen sehr flüssigen Look verleiht, kann der Anwender auch selbst die Balance aus „Judder“ (Ruckeln), Bewegungsschärfe und Rauschminderung balancieren. Das Ergebnis ist gut, bei komplexen Bewegungsabläufen entstehen allerdings stellenweise Artefakte. Mit dem eigentlichen Schärferegler sollte man übrigens behutsam umgehen, denn er tendiert relativ schnell zu künstlich wirkenden Überschärfungen.
Der LSP7T als TV-Ersatz
Unsere zahlreichen technischen Analysen zeigen, dass der LSP7T trotz seiner „Einsparungen“ ein vollwertiger LaserTV mit den typischen Leistungsdaten ist. Für unseren Praxistest haben wir ihn auf einem Lowboard mit 40 Zentimeter Breite platziert, das wir rund 20 Zentimeter von der Wand abrücken mussten. Die entstehende „Lücke“ dahinter könnte Ästhetiker stören, hier muss man gegebenenfalls mit einer Blende füllen. Dies gilt aber auch für die Hauptkonkurrenten von BenQ, Optoma & Co.
Für die Wohnzimmernutzung empfehlen wir wie immer ausschließlich den Betrieb mit einem sogenannten „CLR“ (Ceiling Light Reduction) Screen, denn nur der filtert Fremdlicht aus dem Raum und macht den LaserTV wirklich alltagstauglich. Doch ein solcher CLR-Screen absorbiert dabei rund 30 Prozent Licht, sodass die Netto-Lichtleistung auf 1.800 Lumen reduziert wird. Wichtig ist dabei, dass das Bild im Verhältnis zur Umgebung nicht zu dunkel erscheint, sodass auch in dieser Hinsicht die optimale Bilddiagonale bei 100 Zoll liegt. Zudem sollte mittels Gardinen oder Vorhängen für eine leichte Abschattung gesorgt werden. Beherzigt man diese Grundregeln, so bietet sich ein ansprechend helles und farbtreues Bild, dass es mit einem TV durchaus aufnehmen kann und nicht nur in Sachen Größe, sondern auch in der Blickwinkelstabilität zumindest LCD-Fernsehern überlegen ist.
Da sowohl die Signalverarbeitung als auch die Tuner und das Betriebssystem von der Fernsehfraktion nahezu unverändert übernommen wurden, gestaltet sich der Anschluss und Betrieb nahezu identisch zu einem herkömmlichen SmartTV.
Tagsüber stehen meist Ratesendungen, Serien und Sport auf dem Programm, was der LSP7T in jeder Hinsicht ansprechend groß, schön scharf und farbenfroh aufbereitet. „Kritisch“ wird es bei dunklen Bildinhalten, weil die dunkle Grundfärbung des Screens unter Tageslicht kein Schwarz erlaubt und so der Kontrast beeinträchtigt wird. Zum Glück hat man es aber tagsüber selten mit dunklen Bildern zu tun, diese bleiben meist Spielfilmen vorbehalten, welche wiederum abends geschaut werden. Gerade bei UHD-Premium-Filmen von der 4K-Blu-ray beeindruckt der LSP7T mit seiner guten Farbgebung und Schärfe, alleine im Schwarzwert zeigt auch er die LaserTV-typische Schwäche, dass durch das Projektionssystem Schwarz eher dunkelgrau erscheint und dunkle Szenen flach wirken.
Deutlich besser wird das Ergebnis, wenn man das Dimming über den Farbraum „Normal“ aktiviert, allerdings mit farblichen Einbußen. Mit „gut“ sind auch die Leistungen hinsichtlich der Nutzung als überdimensionaler Gaming-Monitor zu bewerten: Der LSP7T erreicht im Gaming Modus, bei dem alle nicht essenziell wichtigen Signalverarbeitungsprozesse deaktiviert werden, einen Input-Lag von 55 Millisekunden, der große Bruder war mit 48 Millisekunden nur unwesenlich schneller. Für einen modernen Fernseher oder Computer-Monitor mögen diese Werte langsam erscheinen, für einen LaserTV ist es aufgrund der komplexen Bilderzeugung ein sehr guter Wert, der in der Praxis ein reaktionsschnelles Spielen im Alltag erlaubt.
Abgespeckte Sound-Sektion
Dank eines aufwändigen Systems ist der LSP9T derzeit unsere Ton-Referenz unter den LaserTVs. Im Falle des LSP7T wurde klanglich leicht abgespeckt und auf die diagonalen Surround-Chassis verzichtet. Übrig geblieben sind zwei Tweeter und zwei Woofer, die einen recht voluminösen Klang mit guten Tiefen, differenzierten Höhen und guter Sprachverständlichkeit erzeugen. Der Ton „klebt“ allerdings an dem Gerät und verleiht nur bedingt Raumklang. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Fernseher muss sich Samsungs LSP7T mit diesen Ergebnissen nicht verstecken, aber zu der Bildgröße, die er erzeugt, passt ein externes Surroundsystem sicherlich besser.